Die Kapelle auf dem Lusebrink

Entlang des alten Hellweges, der heute ein Teil des Jakobsweges ist, erblickt man ein altes Mauerwerk, ein hohes Steinkreuz und einen Kreuzweg. Sie sind umgeben von alten Bäumen. Beim Nähertreten gewahrt man eine alte Kapelle.

Durch einen Anbau in späterer Zeit hat sie ihre ursprünglich eckige Anlage verloren. Es ist nur noch der Dachreiter in seiner ursprünglichen Form erhalten.

Diese Vorgängerkapelle wurde vermutlich im 30jährigen Krieg zerstört. Sie war für die Wanderer am Hellweg ein kleines, nischenartiges Kapellchen und war dem Hl. Antonius geweiht.

Betritt man die Kapelle, so sieht man in dem einschiffigen Raum einen schön geschnitzten Barockaltar mit einem Bild vom Leiden Christi, das von zwei Engeldarstellungen flankiert wird.

Die Fenster der Kapelle sind rundbogig. Durch sie fällt nur spärlich das Tageslicht.

Die Wappenheraldik zeigt im Schild eine holländische Windmühle mit Helm und Helmzier. Das Wappen der Familie Molitor.

Wer war die Familie Molitor? 

Aus alten Aufzeichnungen von Pastor Schelhasse und Pastor Ringenberg geht hervor, daß sich um 1657 in Horn eine reiche holländische Familie namens Möller (lateinisiert Molitor) niederlies. Von den Söhnen wurde Johannes Vikar in Horn und Heinrich Pastor in Benninghausen. Gegen Ende 1690 erwarb Johannes Molitor, wahrscheinlich ein Onkel dieser geistlichen Brüder, einen Hof in Berenbrock. Er war ein reicher Wohltäter der Kirche. Der Berenbrocker Kapelle schenkte er das "ganze Kirchenzeug", besonders ein wertvolles Antwerper Messbuch.

Bei der Taufe seines Sohnes wurde folgende Eintragung in das Horner Kirchenbuch gemacht:

"Anno 1691, den 3. Oktober getauft Franz Adolf, Sohn des Johann Molitor und der Eva (Schulenberg), Taufpaten waren der hochwohlgeborene Franz Anton von Landsberg, Adolf Gaudens von  Schorlemer und die Wohledle und Tugendreiche Jungfrau Anna Margrethe von Passau."

Weshalb die adligen Taufpaten?

Johannes Molitor, selber nicht adelig, aber sehr wohlhabend, hatte sich den Adligen verbindlich machen können, indem er ihnen viel Geld lieh. Dieser Johann Molitor baute die zerstörte Kapelle auf dem Lusebrink 1696/97 wieder auf. Sie wurde am 18.05.1697 laut Inschrift eingeweiht.

Die Kapelle steht auf einem kleinen Hügel. Dieser könnte in Vorzeit eine heidnische Opferstätte gewesen sein. Heute wird hier das Hl. Kreuz als Zeichen des christlichen Glaubens verehrt. Der Patronatstag ist das Fest Kreuzerhöhung am 14. September.

Die Kapelle war von jeher im Privateigentum und unterstand nie der Pfarrei Horn.

Die Familie Molitor verkaufte ihren Hof 1732 an die Familie Felscher in Berenbrock.

Die Kapelle wurde später vom Besitz losgelöst und an den Kaufmann Johannes Göbel aus Horn veräußert.

Dem Erzählen nach sollte sie an einen jüdischen Händler verkauft werden. Dies hat der Kaufmann Göbel durch den Kauf verhindern wollen.

Die Kapelle wurde 1881 von ihm erweitert und um die Kapelle wurde im Laufe der Zeit ein Kreuzweg durch Spenden einzelner Stationen von Familien aus dem ganzen Kirchspiel angelegt.

Nach mehreren Generationen im Besitz der Familie Göbel wurde sie 1954 von der Kriegerwitwe Thea Göbel an Franz Bals, Besitzer des benachbarten Hofes Lusebrink, verkauft und ist seitdem im Besitz der Familie Bals.

In der Chronik des Kirchspiels Horn wird auf einen alten Brauch hingewiesen. Die zu Horn getrauten Paare besuchten nach den Hochzeitsfeierlichkeiten die Kapelle auf dem Lusebrink und beteten um ein gesegnetes Eheleben. Die junge Frau brachte ihren Brautschleier der Gottesmutter als Gabe da indem sie die wunderschöne Kapellenmadonna damit schmückte.

Es ist auch bemerkenswert, das in der Lusebrinkkapelle besonders die Gottesmutter verehrt wurde. Wallfahrten fanden immer im Marienmonat Mai statt, nicht zum Fest Kreuzerhöhung.

Heute führt der wieder eröffnete Jakobsweg von Höxter nach Dortmund hier vorbei und lädt die Wanderer zu einer Rast an diesem schönen Ort bei der alten Kapelle und unter schattenspendenden Bäumen ein.