Seit Jahrhunderten befanden sich Kapellen in den einzelnen Dorfgemeinden des Kirchspiels Horn.

So auch in Schmerlecke. Erwähnt wird eine Kapelle im Visitationsbericht des Kölner Weihbischofs Frick, in dem über die Tätigkeit im alten Herzogtum Westfalen am Ende des 30-jährigen Krieges berichtet wird.

Am 1. Juni 1649 wird hier ein Altar zu Ehren der beiden Ewalde und der hl. Luzia geweiht. Mit diesem Bericht beginnt die belegbare Geschichte der Schmerlecker Kapelle.

Die Schmerlecker Ortsgeschichte zeigt aber, dass kirchliches Leben im Bereich des Dorfes eine noch ältere Tradition hat.

Die räumliche Nähe zur Lippeniederung, in der schon um 700 die beiden Ewalde, "der Schwarze" und der "Weiße", den christlichen Glauben verkündet haben, lässt die Vermutung zu, dass sie auch in Schmerlecke, begünstigt durch die Lage am "Hellweg", missioniert haben.

In der karolingischen Zeit war ja der "Hellweg" nicht nur ein Heer- und Handelsweg, auch Boten des neuen, christlichen Glaubens nahmen diesen Weg. Mit Sicherheit sind im Jahr 1247 Gottesdienste in Schmerlecke gefeiert worden, denn die Bischöfe von Köln und Osnabrück waren für längere Zeit zum "Landtag in Schmerlecke" mit ihrem großen Gefolge versammelt.

 

Die heute mitten im Dorf gelegene Kapelle ist baulich gesehen ein Gotteshaus der neueren Zeit. Es ist eine Saalkirche im neugotischen Stil. Ein schlichter, einschiffiger Bau, mit nach Westen vorgelagertem Turm. Es ist ein ganz aus heimischen Naturstein gebautes Gotteshaus.

Nach alten Berichten soll es eine Kapelle in der noch heute sogenannten Kluse am früheren Hellweg gegeben haben. Vielleicht gab es dort eine Trappistenklause umgeben von einem Wäldchen. 

Die zweite Kapelle wurde dann in der Mitte des damaligen Dorfes auf dem Knapp in Fachwerk erbaut. In der Nähe befand sich ein Dorfbrunnen. Hier war zu dieser Zeit der Ortsmittelpunkt. Dieser Platz trägt heute noch den Namen "Pumpenplatz". Eine kleine Bronzeglocke, dem hl. Antonius geweiht, lud dreimal täglich die Ortsgemeinde zum Gebet ein. Nachdem die Kapelle im Laufe der Jahre immer baufälliger geworden war, es drohten die Seitenwände aus dem Fachwerk zu fallen, weigerte sich der damalige Pastor Topp hier weiterhin Gottesdienste zu feiern. Man brach das baufällige Gotteshaus ab.

In den Wirren der Befreiungskriege wurde die Glocke von französischen Soldaten geraubt. Sie wurde später im Tal der Jülmeke wieder gefunden und nach Schmerlecke zurückgebracht. Nun aber, da die Kapelle inzwischen abgebrochen war, hängte man sie kurzerhand in einem nahen Birnbaum auf.

Bis zum Bau der neuen Kapelle hatte sie 27 Jahre dort ihren Platz.

 

Auszug aus der Kapellenakte von Schmerlecke beim Erzbischöflichen Archiv Paderborn

18.01.84 Schreiben der Gemeindevertretung von Schmerlecke an das Bischofl. General-Vikariat (BGV). Die Kapelle ist so baufällig, dass 8 Jahre keine Heilige Messe mehr gelesen werden konnte und durfte. Neubau muss jetzt dringend erfolgen. (unterschrieben von Peter Kleine, Anton Wieneke, Wilhelm Schlüter)

 

Am 14.11.1896 wurde mit den Vorarbeiten für die neue Kapelle begonnen. Die Bauarbeiten vergab man für 10.999 Goldmark an den Maurermeister Westhoff. Nach Fertigstellung betrugen die Gesamtkosten genau 14.774, 98 Goldmark. (Umgerechnet auf heutigen Wert sind das 193.597,00 Euro)

Auf dem von Schlüter-Kaltenhöfer gestifteten Platz wurde die Kapelle nach den Plänen des Diozösanbaumeisters Gülldenpfennig erbaut. Für die Ausstattung des neuen Gotteshauses spendeten alle Dorfbewohner Geld und leisteten Hand- und Spanndienste.

Am 13. Dezember 1897, dem Tag der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Luzia, wurde sie dem hl. Antonius, dem Vater der Einsiedler und Patron der Landwirtschaft, durch Pastor Stratmann geweiht.

Hier haben sicherlich die Franziskaner aus Rietberg einen nicht geringen Einfluss ausgeübt, denn die Franziskaner haben jahrzehntelang, vor allem in den Wintermonaten, den sonntäglichen Gottesdienst in Schmerlecke versehen. Dafür durften sie jedes Jahr Naturalkollekten (Getreide, Kartoffeln usw.) bei den Bauern abhalten.

Die Verehrung der heiligen Luzia als Ortspatronin wurde beibehalten.

 

Die kleine Antoniusglocke zog in dem neuen Turm ein und überstand auch den ersten Weltkrieg. Als aber im zweiten Weltkrieg wieder alle Bronzeglocken zum Einschmelzen beschlagnahmt werden, musste auch die alte kleine Glocke abgeben werden. Nach Kriegsende fand man sie auf dem Glockenfriedhof in Dortmund beschädigt wieder. Als neue Glocken in Brilon in Auftrag gegeben wurden, ging die stumm gewordene Glocke mit zum Einschmelzen und tönt nun in der neuen Antoniusglocke weiter. Sie läutet, wie in alten Zeiten, dreimal täglich und erinnert daran, das Geschenk des christlichen Glaubens zu leben und in eine gute Zukunft zu tragen.

Die Erlaubnis zur Aufbewahrung des Allerheiligsten wurde erst nach mehreren Schreiben und Bitten der Dorfbewohner am 27.06.1933 erteilt, aber nur unter der Auflage, dass das "Ewige Licht" in der Kapelle ständig leuchtet.

 

Unvergessen im Kollektivgedächtnis unseres Dorfes soll ein Ereignis aus den letzten Kriegstagen, Ostern 1945, bleiben. Freigelassene Kriegsgefangene zogen plündernd durchs Dorf und machten auch im betrunkenen Zustand vor der Kapelle nicht Halt. Sie richteten große Verwüstungen an, zerstörten völlig den neugotischen Hochaltar, brachen den Tabernakel auf, beschädigten die heiligen Gefäße und verstreuten die Hostien im Freien.

Bald nach dem Krieg wurden diese Schäden unter tatkräftiger Mithilfe einiger Dorfbewohner beseitigt. Durch Kontakte der Familie Schulte-Silberkuhl zu dem bekannten Soester Künstler Viegener bekam die Kapelle ein großes Holzkreuz. In diesem Kreuz hat der Künstler Motive vom Einbruch der Russen in der Kapelle und vom brennenden Soest 1945 verarbeitet. Es konnte durch Naturalleistungen des Dorfes bezahlt werden.

 

Mit Wirkung vom 10.06.1968 schenkt Schlüter-Kaltenhöfer dem Kapellenfond 66 qm Land zur Errichtung einer Sakristei. Dieses Vorhaben wurde aber nie realisiert, da eine andere Lösung gefunden wurde.

 

In den Jahren 2012 - 2014 erfolgte die gründliche Außenrenovierung der gesamten Kapelle. Eine Innenrenovierung ist z.Z. in Planung und soll in den nächsten Jahren erfolgen.

 

Quellen: Geschichte des Kirchspiel Horn, Pfarrchronik

               Dorfchronik 1150 Jahre Schmerlecke 833-1983

               Heimatbilder aus dem Kreis Lippstadt v. Ewald Mühlberg 1957

               Erzbischöfliches Archiv Paderborn